Interview mit Jule auf
dem Milchschafhof Schafgarbe

Die Fragen stellte Annika, Auszubildende am Gut Ogrosen, im Herbst 2021

Wann hast du deinen ersten Hund bekommen
und warum wolltest du einen Hund?

Meinen ersten Hund bekam ich als ich etwa 16 Jahre alt war. Ich wollte eigentlich immer ein Pferd. Aber irgendwann habe ich realisiert, dass ein Pferd wohl zu groß ist für unsere Mietwohnung… und dann dachte ich, na gut, wenigstens einen Hund. Meine Mutter hatte aber Angst vor Hunden. Irgendwann erfuhr ich von einer Klassenkameradin, dass sie einen Hund zu vermitteln haben und fragte meine Mutter. Sie meinte, ich solle unsere Vermieter mal fragen, denn sie ging davon aus, dass diese auf jeden Fall dagegen sind. Als ich unsere Vermieter daraufhin ansprach, antworteten sie: „Wenn er lieb ist.“

Seitdem hattest du immer Hunde?

Während meines Studiums zur Grafikdesignerin hatte ich keinen Hund. Was auch ganz gut war wegen meines Praxissemesters in Berlin und Auslandsemesters in Ägypten. Ich merkte aber, dass mir irgendetwas fehlt. Etwas, dass mir eine Beziehung und Freundschaften nicht geben konnten.

Dann kam Cleo? Und wie ist Belle zu dir gekommen?

Genau, 2 Jahre nach dem Studium kam Cleo zu mir. Als ich mit Cleo schon ein paar Jahre in Langenburg auf dem Hof der Schafkäserei lebte, besuchten wir einen befreundeten Schäfer. In einem seiner Zwinger saß Belle (die damals noch Anne hieß) und ihre Augen sprachen zu mir: „Endlich bist du da!“ Ich schlief eine Nacht darüber und am nächsten Tag nahm ich sie mit nach Langenburg.

In Langenburg hattest du das erste Mal mit Schafen zu tun?

Ja, in Langenburg habe ich zum ersten Mal mit Schafen gearbeitet. Davor nur mit Kühen (auf einem Bauernhof und auf der Alp). Was mir aber gleich gefallen hat bei den Schafen war die Arbeit mit den Hunden – eine schöne Kombination.

Was hast du auf dem Hof in Langenburg gemacht?

In Langenburg ist es ähnlich wie hier in Ogrosen: Milchschafe, Käserei und Direktvermarktung. Ich war außerdem verantwortlich für die Eisherstellung aus Schafmilch.

Wie hast du das erste mal vom Hof Schafgarbe gehört?

2014 gab es eine Exkursion nach Südfrankreich, die von Bioland organisiert wurde. Wir haben Milchschaf- und Milchziegenbetriebe besichtigt. Unter den etwa 50 Mitreisenden waren auch Friedhelm und Ulrike. Später hatte ich ihre Anzeige gelesen, dass sie nach einer Hofnachfolge suchen.

Was machst du besonders gern?

Am liebsten Melken und Weidearbeit – die Schafe auf die Weide zu bringen ist für mich eher wie ein Spaziergang (auch wenn die Schafe das manchmal anders sehen und meinen, sie müssten jetzt dort stehen bleiben oder da abbiegen oder...). Ich bin auch gerne auf dem Markt und genieße den Kontakt zu den Kunden. Seit diesem Sommer bin ich auch in einem mir neuen Bereich tätig: dem Schlachten und Zerlegen. An sich eine Aufgabe, um die sich niemand reißt, aber die eben auch zur Tierhaltung dazu gehört. Was mir daran gefällt ist, dass es die ganze Aufmerksamkeit fordert.

Was reizt dich, hier beim Milchschafhof Schafgarbe zu arbeiten?

Einen Lebens- und Arbeitsort zu haben, den man mitgestalten kann. Und eine Arbeit zu machen, die vielseitig ist – die den Körper genauso beansprucht wie den Geist. Ich arbeite gerne mit Tieren und liebe es, draußen zu sein. Schön ist es auch, ein Produkt von Anfang bis zum Ende zu begleiten: vom Gras zur Milch zum Käse und dann zum Kunden. Speziell am Hof Schafgarbe gefällt mir die Nähe zu Berlin (ich stamme ursprünglich aus der Lausitz), ich mag die Größe des Hofes und das Eingebettetsein in die Höfegemeinschaft Gut Ogrosen (vor allem, weil ich nicht aus der Landwirtschaft komme und so trotzdem einen direkten Kontakt zu Landwirten habe, die sich in vielem besser auskennen).

Gibt es etwas, das du verändern möchtest?

Ich könnte mir vorstellen, Herdenschutzhunde zu züchten. Einmal sind wir hier mitten im Wolfsgebiet und haben durch den neuen Wolfszaun auf den eigenen Flächen einen gewissen Schutz. Auf anderen Flächen allerdings, auf denen wir z.B. im Winter mit den Schafen weiden könnten, müssten auf jeden Fall Hunde zum Einsatz kommen. Und ich kann mir gut vorstellen, wieder Eis aus Schafmilch herzustellen – vielleicht für ein zukünftiges Hofcafé am Gut Ogrosen?

Was machst du gerne außer arbeiten?

Ich bin gerne am und im Gräbendorfer See, der nicht weit entfernt ist.

Und ich mache Körperarbeit (Yoga, Meditation, Wave-Tanzen...). Etwas, das mich bewusst in eine andere Welt eintauchen lässt. Es ist mir wichtig, neben dem Hof noch etwas anderes zu machen, auf das ich mich bewusst einlassen muss – so ein Hof kann nämlich auch sehr vereinnahmend sein.

Arbeitest du immer noch als Grafikerin?

Wenn ich angefragt werde, mache ich gerne kleine Projekte nebenher (mal ein Logo, mal einen Flyer…). Und ich illustriere meine eigenen Bilderbücher (mittlerweile ist das 4. Bilderbuchprojekt fertig, für das ich im Moment noch einen Verlag suche). Jetzt im Winter werden auch die Etiketten für den Hof Schafgarbe überarbeitet.

Hast du einen Lieblingskäse aus Ogrosen?

Na klar! Den gereiften Ziegenfrischkäse »Crotin«.